fsa*2024
Gemeinsam ans Meer

Gelber Schwimmring

Vom 11. – 14.07.2024 fahren wir für die 14. feministische Sommerakademie* nach Travemünde. Mit dem Rauschen der Wellen im Ohr widmen wir uns dem Rauschen der Welt – wo umspülen die patriarchalen Verhältnisse unsere Beziehungen und Entscheidungen? Wie wollen wir leben? Eine immer wiederkehrende Frage, die sich zentral auf unsere Lebensentwürfe auswirkt. Um eben jene wird es unter dem Motto beziehungsweise:feministisch auf der fsa* gehen. Wir nähern uns dem Thema ausgehend von den Grundlagen: warum eigentlich feministisch leben? Auf welchen Schultern stehen wir und wohin weht der frische Wind in Zukunft?

Gemeinsamer Einstieg

Verstehen wir den Feminismus als eine notwendige Antwort auf Kapitalismus und Patriarchat? Basisbegriffe, die alle Teilnehmenden auf einen ähnlichen Stand bringen, werden in einem gemeinsamen Einstiegsworkshop ebenso besprochen, wie die Anerkennung und Veränderung von Annahmen innerhalb der verschiedenen feministischen Wellen. Darauf basierend schlagen wir Brücken in die Gegenwart und erarbeiten eine Perspektivenvielfalt auf aktuelle feministische Debatten.

Workshops 2024

Feministische Lebensentwürfe in Abgrenzung zur hetero-normativen Kleinfamilie
Freund:innenschaften, Beziehungen im Patriarchat, Perspektiven auf Gemeinschaften/Familie mit Andrea Newerla, Soziologin & Autorin (https://andrea-newerla.de/)

Im Rahmen dieses Workshops werden Fragen des intimen Zusammenlebens im Kontext von Heteronormativität, Romantikdiktat, Patriarchat und Kapitalismus in einem ersten Schritt kritisch beleuchtet.

Davon ausgehend werden wir gemeinsam nach feministischen Perspektiven, Experimenten, Arten und Weisen von Vergemeinschaftung suchen, die jenseits dieser Dominanzkulturen möglich sind.

Die romantische Liebesbeziehung ist immer noch der Goldstandard des Zusammenlebens. Aber was ist zum Beispiel mit unserer Freund:innen? Welche Rolle spielen sie in unserem Leben? Was teilen wir, was nicht? Wie und mit wem organisieren wir unseren Alltag, mit wem planen wir unsere Zukunft? Ausgehend von diesen Fragen ist es Ziel des Workshops einen Raum zu schaffen, das eigene Alltagsgeschehen unter die Lupe zu nehmen und (romantische) Glaubenssätze zu hinterfragen, institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen für ein Leben jenseits heteronormativer Standards zu ermitteln und utopische Visionen zu erfinden.

Andrea hat ein Queeres Gender-Verständnis.

Lebensentwürfe in Bezug auf feministische Elternschaft
Care-Revolution, Entscheidungen für/gegen Elternschaft, Care-Konzepte und Alternativen
mit Alicia Schlender, Geschlechterforscherin & Therapeutin (https://www.alicia-schlender.de/)

Wie können wir Familie feministisch leben? Und wieso prallen dabei Ideale und Wirklichkeit immer wieder so schmerzhaft aufeinander?

In diesem Workshop wollen wir ganz konkret unsere feministischen Ansprüche befragen: Was will ich als Feminist*in von Familie? Was davon ist umsetzbar und was gehört (zunächst) noch in die Kategorie gesellschaftliche Utopie? Es gibt einen Input, der neben alltäglichen Hürden wie Putzen und Patriarchat auch beleuchtet, inwiefern das Recht feministischen Familienvisionen noch zusätzlich Steine in den Weg legt. Außerdem wird es Raum für angeleiteten Austausch geben, weniger mit Fokus auf Probleme, mehr mit Blick auf konkrete Möglichkeiten.

Alicias Gender-Verständnis ist, dass Frauen sowie queere Menschen gebären können und/oder Eltern sind. Beides ist mit Diskriminierungen verbunden, die mal ähnlich, oft aber unterschiedlich sind. In Alicias Workshop geht es deshalb um beides: um die Hürden querer Menschen sowie von Frauen, wenn es um feministische Ausgestaltungen von Familie geht. Insofern ist der Workshop offen für alle Geschlechter.

Feministisch (gut) altern
Umgang mit Zeit, Altersvorsorge/-Armut, feministische Beziehungen und Netzwerke – Lebensverläufe in den Blick nehmen für ein feministisches Altern mit Friederike Hartwig und Sarah Clasen

Wie gelingt uns ein gutes Altern, wenn wir auf Zeit/ Raum/ Körper/ Geld schauen und bei unseren Träumen und Plänen mitdenken – schon jetzt, egal, wo wir gerade stehen? Welche Weichenstellungen haben wir vielleicht schon hinter uns und wie wollen wir in die Zukunft gehen?

mit Sarah Clasen (arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Bundesstiftung Gleichstellung und bietet das Seminar als freie Coachin und Expertin an) und Friederike Hartwig, betreibt einen Buchladen (https://dieguteseiteberlin.de/)

Praxisworkshop feministisch-solidarisch wirtschaften
(Geldanlagen / Care-Arbeit / Gender-Pay-Gap mit Blick auf gelebte Solidaritäten)
mit Chris Neuffer, feministische Wirtschaftskritik (https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/)

Einige haben viel, viele haben wenig: Zeit, Einkommen und Vermögen sind ungleich verteilt. Und FLINTA* und migrantische Personen leisten immer noch die meiste Care-Arbeit. Das ist ungerecht und verhindert ein gutes Leben für alle.

Selbstbestimmt über Zeit entscheiden können, Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung und Wohnraum sowie gute Absicherung im Alter: Vielen FLINTA*s wird das systematisch verwehrt. Nicht zuletzt sehen wir das in der Wohnungskrise in Berlin, den schlechten Zuständen des profit-getriebenen Gesundheitssystems oder dem hohen Risiko von FLINTA*, in Altersarmut zu leben.
In diesem Praxisworkshop schauen wir uns gemeinsam an, was unsere konkreten gelebten Erfahrungen mit patriarchalen und rassistischen Strukturen im Kapitalismus zu tun haben. Nach einem kurzen Input beschäftigen wir uns mit verschiedenen Möglichkeiten, solidarisch feministisch zu wirtschaften: Von feministischen Umverteilungsgruppen, gemeinsamen Ökonomien bis zu care communities. Denn: “Eine neue Welt ist nicht nur möglich, sie ist schon im Entstehen. An einem stillen Tag kannst du sie atmen hören.” (Arundhati Roy)

Mit Chris Neuffer, arbeitet im Konzeptwerk Neue Ökonomie im Care-Team, produziert dort unter anderem den feministischen Podcast „Danke für Nichts“ (https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/themen/arbeit/danke-fuer-nichts/)

Chris’ Gender-Verständnis: Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Personen (FLINTA*) sind von patriarchaler Gewalt betroffen – mal ähnlich, oft unterschiedlich, weil eben auch Rassismus, Ableismus, Fettfeindlichkeit und andere Unterdrückungssysteme in der Gewalt eine Rolle spielen.

Der Workshop ist offen für alle Teilnehmer*innen. Insbesondere werden tina* (trans*, inter*, nicht-binäre) Personen ermutigt, an ihm teilzunehmen.

*Die Workshops werden stetig aktualisiert und demnächst ausführlicher beschrieben.

Kinderbetreuung

Die Kinderbetreuung wird in diesem Jahr von Emily und Isabell übernommen. 

Emily (sie/ihr), 26, ist Psychologin und arbeitet gerne mit Kindern und Jugendlichen. Sie hat bei Sprachcamps schon vielen jungen Menschen Deutsch beigebracht und engagiert sich ehrenamtlich in der Seelsorge. Ihre Lieblingshobbies sind Bachata tanzen und Lesen.

Isabell (sie/ihr) ist 25 und macht ihren Master in Arbeits- und Organisationspsychologie. Dort führt sie aktuell ein Forschungsprojekt zu Mikroaggressionen gegen Frauen am Arbeitsplatz durch. In ihrer Freizeit ist sie sehr gerne künstlerisch kreativ oder am Bachata tanzen.

WER UND WAS IST DIE FSA*​

Seit 2010 ist die jährlich stattfindende feministische Sommerakademie* (fsa*) ein Ort des Austausches über feministische Themen und Theorien, der gemeinsamen Diskussion und des Voneinander-Lernens. An einem verlängerten Wochenende kommen wir zusammen, um uns in Workshops mit externen Referierenden einem Thema zu nähern.

Herzlich eingeladen sind alle FLINTA* – für mehr Solidarität und intersektionalen Feminismus. FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Inter*, nichtbinäre Menschen, Trans* und ageschlechtliche Menschen. Das Sternchen dient als Platzhalter für all jene, die sich in keiner der Buchstaben wiederfinden, aber dennoch von patriarchaler Diskriminierung betroffen sind. Wir möchten die fsa* für alle Menschen anbieten, die im Patriarchat diskriminiert, abgewertet oder ausgegrenzt werden. Sie ist damit beispielsweise auch für trans Männer oder inter Männer offen. Wir weisen darauf hin, dass FLINTA* nicht gleichzusetzen ist mit “irgendwie weiblich”.